4 November , 2022

Kategorien: Milch - Wissenswertes

latte alla portoghese

Latte alla Portoghese ist ein wirklich unwiderstehliches Löffeldessert. Himmlisch weich und die ideale Krönung am Ende einer Mahlzeit, gibt es dieses Dessert weltweit mit den unterschiedlichsten Namen und in verschiedenen Varianten. Seine Zutaten sind indessen überall die gleichen: Diese Süßspeise wird nämlich aus Milch, Eiern und karamellisiertem Zucker zubereitet. Ein klassisches Beispiel für ein eher einfaches Rezept, aber mit überraschendem Ergebnis.

Latte alla Portoghese: Warum heißt diese Creme so?

Um die Namensherkunft dieses Desserts ausfindig zu machen, kann man schnell die Orientierung verlieren! Eben jene Orientierung, die die berühmten Seefahrer niemals verloren, wenn sie zwischen dem fünfzehnten und sechzehnten Jahrhundert die Meere kreuzten, um neue Kontinente und kostbare Schätze zu erobern. So scheint der Name „Latte alla Portoghese“ ein Erbe dieser Epoche zu sein. Den Namen gaben ihm die italienischen Kaufleute, die dieses Dessert durch ihre Bekanntschaft mit den portugiesischen Seefahrern entdeckten. Die Portugiesen wiederum bezeichneten diese leckere Creme als „Genuesische Milch“ in der Überzeugung, dass Christoph Kolumbus dieses Dessert nach Portugal gebracht habe. Kurzum dachte jedes der beiden Völker, es sei die Erfindung des anderen.

Um das Ganze noch komplizierter zu machen, müssen wir bedenken, dass man das Dessert in Barcelona „Katalanische Milch“ nennt, während wir aus Frankreich die berühmte Crème Caramel kennen, praktisch den vornehmen und raffinierten „Verwandten“ der Süßspeise Latte alla Portoghese.

In Italien wird die Latte alla Portoghese besonders gerne in der Toskana verzehrt, wo man sie auch „Latte in Piedi“ (stehende Milch) nennt. Es gibt außerdem ähnliche Varianten in der Region Emilia Romagna: In Bologna nennt man das Dessert „Fiordilatte“, während es in der Romagna den Namen „Latteruolo“ hat.

Also ganz gleich, welchen Namen man diesem Dessert gibt. Was sich nicht ändert, ist sein köstlicher Geschmack.

Von den alten Römern bis hin zu Artusi: Die Geschichte einer tausendjährigen Süßspeise

Der Ursprung dieses Desserts ist definitiv unklar. Es scheint jedoch relativ sicher, dass es diese Süßspeise bereits im alten Rom gab: Zu Beginn war die Zubereitung wohl nicht süß, bis später Honig hinzugefügt wurde.

In der Renaissance ist die Süßspeise Latte alla Portogese, außer dem bereits erwähnten Missverständnis zwischen den portugiesischen Seefahrern und den genuesischen Kaufleuten, auch Gegenstand einer Anekdote eines Besuchs seitens einer portugiesischen Delegation am Hofe der Medici. Bei dieser Gelegenheit servierten die Fremden das Dessert als Geschenk. Dies würde die Verbreitung des Rezepts in der Umgebung von Florenz und Siena erklären, wo das Dessert fast schon täglich verzehrt wird.

Sicher ist die offizielle Anerkennung des Desserts seitens Pellegrino Artusi, der es 1891 in seinem Buch La scienza in cucina e l’arte di mangiare bene (Von der Wissenschaft des Kochens und der Kunst des Genießens) erwähnt. Auf der Seite, die der Süßspeise Latte alla Portoghese gewidmet ist, spricht Artusi von drei Varianten mit Vanille, Koriander und Kaffee.

Das Rezept für Latte alla Portoghese

Wie man sich wohl denken kann, führt eine Vielzahl an Namen und Beschreibungen zwingend auch zu einer Vielzahl an kulinarischen Interpretationen. So kann man dieses Dessert beispielsweise  nur mit Eigelb oder mit dem ganzen Ei zubereiten. Oder man verwendet nur Milch, während man in anderen Rezepten auch etwas Sahne hinzufügt. Man kann die Süßspeise entweder im Wasserbad im Backofen oder ganz einfach auf dem Küchenherd zubereiten. Dann gibt es jene, die die Creme in einer runden Puddingform kochen oder solche, die sie in einzelne Portionsschälchen füllen.

Folgend die Anleitungen für eine „standardmäßige“ Zubereitung, die jeder nach Geschmack, Kenntnis, Laune und natürlich gemäß seinen Kochfähigkeiten ändern kann.

Für ein Dessert für acht Personen benötigt man folgende Zutaten: 1 Liter Vollmilch, 6 Eier, 120 Gramm Zucker, 1 Vanilleschote, 1 kleines Gläschen Kaffee. Weitere 120 Gramm Zucker für das Karamell.

  1. Zuerst bereitet man das Karamell. Man gibt hierfür den Zucker mit einem Löffel Wasser in einen kleinen Topf. Bei mittlerer Flamme den Zucker auflösen, ohne zu rühren. Wenn der Zucker karamellisiert und eine bernsteinfarbene Bräune erreicht hat, vom Feuer nehmen und in die Puddingform geben. Diese so schwenken, das das Karamell gleichmäßig Boden und Innenrand der Form überzieht. Abkühlen lassen.
  2. Die Milch mit der Vanilleschote in einen Topf geben und fast bis zum Siedepunkt erhitzen.
  3. In der Zwischenzeit die Eier mit dem Zucker verrühren. Die Masse darf aber nicht zu schaumig sein. Ganz langsam die Milch dazugeben, nachdem man die Vanilleschote entfernt hat. Die Masse solange rühren, bis man eine einheitliche Creme erhält. Während diesem Vorgang auch das Gläschen Kaffee hinzufügen.
  4. Nun die Masse in die Puddingform gießen und diese in einen zur Hälfte mit Wasser gefüllten großen Topf setzen. Nun den Topf in den auf 170° erhitzten Backofen (statisch) stellen und das Dessert im Wasserbad etwa eine Stunde lang kochen.
  5. Hat unsere Süßspeise die Konsistenz eines Puddings erreicht, aus dem Backofen nehmen und bei Zimmertemperatur abkühlen lassen. Anschließend noch einige Stunden in den Kühlschrank stellen, ohne die Creme aus der Form zu nehmen.
  6. Vor dem Servieren das Dessert sehr vorsichtig stürzen. Damit die Süßspeise nicht kaputt geht, ganz vorsichtig mit einer Messerklinge am inneren Rand der Form entlang gleiten. Dann setzt man einen Teller auf die Form und dreht das Ganze sehr schnell um. Der Pudding muss unbeschädigt aus der Form auf den Teller gleiten.
  7. Und Voilà! Unsere Latte alla Portoghese kann verkostet werden. Buon appetito!

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